Die Brain-to-Brain-Connection. Wie unsere Beziehungen neurobiologisch funktionieren. 1. Auflage 2019
Volker Mauck, Schattauer Verlag, 196 Seiten, 20,-€, ISBN: 978-3608400014
Rezension (I.-K. Petras)
Das aus insgesamt 12 Kapiteln bestehende Buch „Die Brain-to-Brain-Connection“ von Volker Mauck (2019) geht vornehmlich auf die folgenden Themenbereiche ein:
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Zwischenmenschliche Beziehungen,
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funktionale und dysfunktionale Kommunikation,
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neurologische Grundlagen einer optimalen Hirnfunktion in Abhängigkeit der Psyche sowie der Kommunikation,
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Handlungsalternativen bei gestörter Kommunikation,
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die Bedeutung der Kommunikation des Körpers sowie
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Tipps zum Erlernen funktionaler Kommunikation.
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In den ersten drei Kapitel führt Mauck prägnant aus, wie, wann und wo Menschen kommunizieren und welche (unbewusste) Wirkung diese Kommunikation auf das eigene Handeln hat. Auf die dabei wichtige Rolle des Gehirns wird ebenfalls immer wieder hingewiesen.
Im vierten Kapitel werden die neurobiologischen Grundlagen intensiver ausgeführt. Dabei werden das periphere, das zentrale sowie das autonome Nervensystem und deren Bedeutsamkeit für kommunikative Prozesse erläutert. Der sogenannten Homöostase - ein sich ständig ausbalancierender Zustand des (inneren) Gleichgewichts, der mit einem Gefühl des Wohlbefindens verknüpft ist – kommt dabei eine besondere Bedeutung zu.
Im nächsten Kapitel liegt der Fokus auf dem autonomen Nervensystem. Mauck stellt die Polyvagaltheorie von Porges vor. Entscheidende Begrifflichkeiten für die nachfolgenden Kapitel werden differenziert beleuchtet: Sympathikusdominanz, kontrollierte Parasympathikusdominanz und unkontrollierte Parasympathikusdominanz.
Der Zusammenhang zwischen Gedanken, Gefühlen und Handlungen wird in Kapitel 6 beschrieben. Es wird verdeutlicht, wie wichtig es für eine funktionale Kommunikation ist, den Zustand der kontrollierten Parasympathikusdominanz (gleichgesetzt mit dem Zustand der Homöostase) zu erreichen, da im Zustand der Sympathiskusdominanz (z.B. in Stresssituationen) Reaktions- und Handlungsmuster zu großen Teilen begrenzt werden.
In Kapitel 7 geht es um Bewusstes und Unbewusstes sowie um Verbales und Nonverbales. Verschiedene Wahrnehmungs- und Interaktionsprozesse werden beschrieben und in Zusammenhang mit neurobiologischen Auswirkungen gesetzt. Im Fokus steht hier der emotionale Kreislauf der Kommunikation (Sensorik, Motorik, Emotion, Kommunikation).
Kapitel 8 beschäftigt sich mit der menschlichen Fähigkeit zur Selbstregulation als Notwendigkeit zum Erreichen bzw. Aufrechterhalten der Homöostase. Dabei wird der Einfluss der sozialen Umwelt beleuchtet und wie Personen sich durch ihre Interaktion bzw. Kommunikation gegenseitig sowohl positiv als auch negativ beeinflussen können.
In Kapitel 9 geht Mauck darauf ein, wie eine gestörte Kommunikation wieder verbessert werden kann. Er nennt praktische Beispiele, worauf in funktionaler Kommunikation geachtet werden kann und gibt Tipps, was man tun und was lieber sein lassen sollte. Die Wichtigkeit der Wahrnehmung bzw. Achtsamkeit für eigene Körperreaktionen und -signale wird an dieser Stelle hervorgehoben.
Die Kommunikation des Körpers ist das Thema des nächsten Kapitels, in dem es um die sehr unterschiedliche Wirkung von Berührungen geht. Eine Berührung kann sowohl einem diagnostischen als auch einem heilenden Zweck dienen.
Das Erlernen einer funktionalen Kommunikation stellt einen lebenslangen Lernprozess dar, der von Erfolgen und auch Misserfolgen geprägt ist und viel Übung bedarf. Hilfreich sind dabei eine allgemein positive sowie interessierte Grundhaltung sowie die Bereitschaft, offen für neue Erfahrungen zu sein.
Im letzten Kapitel überträgt Mauch die Wirkweise funktionaler Kommunikation im Zustand der kontrollierten Parasympathikusdominanz auf die Struktur von Organisationen und die Optimierung dieser. In einem kurzen Abschlussabschnitt führt Mauck noch einige Literaturquellen an, die er selbst als Grundlage seines Buches verwendet und entsprechend kommentiert hat.
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Bewertung
„Als ob man ein nettes, interessantes Gespräch geführt hat.“ – Dies fasst meinen (emotionalen) Eindruck gut zusammen. Mauck nutzt einen eigenwilligen Schreibstil, der einen hier und da zum Schmunzeln bringt und einem das Gefühl gibt, an einer Unterhaltung teilzuhaben. Das Buch eignet sich auf jeden Fall für jeden, der bei dem Wort „Neurobiologie“ am liebsten das Buch wieder wegpacken würde. Wissenschaftliche Erkenntnisse werden gut integriert und lebhaft verständlich gemacht. Wer allerdings auf der Suche nach konkreten Ergebnissen aus wissenschaftlich (zitierten) Studien ist, der ist hier falsch. Mauck bringt Kommunikation und neurobiologische Grundlagen dem Lesenden nahe, ohne dass dieser es vielleicht merkt. Stetige „Wiederholungen“ und einzelne „Einstreuungen“ sorgen dafür, dass nach 196 Seiten auch der letzte << kontrollierte Parasympathikusdominanz >> buchstabieren kann (und natürlich auch verstanden hat, was es damit auf sich hat!).
Auf jeden Fall macht Mauck deutlich, wie wichtig und auch komplex Kommunikation sein kann und wie dies mit neurobiologischen Prozessen zusammenhängt. Es finden sich praktische Tipps, auf was man selbst in Interaktionen achten kann, um eine funktionale Kommunikation zu fördern. Achtsamkeit für sich selbst und andere steht auch hier an oberster Stelle. Verbesserungswürdig sind manch Darstellungen, die nicht immer selbsterklärend und manchmal etwas „fad“ im Vergleich zum Text wirken.
Rundum: Ein gutes Buch, das grundlegende neurobiologische Grundlagen im Zusammenhang mit Kommunikation erläutert, ohne langweilig oder überfordernd zu sein. Ganz im Gegenteil: sehr spaßig und lebensnah!